Hängehochhäuser mit 3.700 qm Modulgerüst eingerüstet
Bereits bei seiner Erbauung in den 60er Jahren erregte der neue Rathauskomplex der Stadt Marl großes Aufsehen. Die niederländischen Architekten Hendrik van den Broek und Jacob Bakema gingen mit ihrem Entwurf als Gewinner eines internationalen Architekturwettbewerbs hervor – und ließen am Creiler Platz die ersten Hängehochhäuser der Bundesrepublik entstehen.
Was damals schon als visionär galt, ist auch heute noch eine „kühne Konstruktion“. Die Geschosse der beiden Rathaustürme wurden nicht am Boden abgestützt, sondern vom Dach abgehängt. Diese Bauweise sorgt für eine eindrucksvolle Außenfassade und weitläufige, lichtdurchflutete Innenräume – birgt in der Praxis jedoch einige Probleme. Bereits wenige Jahre nach Fertigstellung, zeigten sich erste Schäden an dem Gebäudekomplex. Die Hängeglieder der Rathaustürme konnten den Belastungen durch Witterung und Umwelteinflüsse auf Dauer nicht standhalten, sodass die ursprüngliche Konstruktion durch eine zweite innenliegende Aufhängung entlastet werden musste.
Auch in den darauffolgenden Jahren hat der Zahn der Zeit deutliche Spuren sowohl an der Fassade als auch im Inneren des Marler Rathauses hinterlassen. Marode Wasserleitungen, veraltete Elektronik, energieintensive Verbauungen und undichte Fenster sind nur einige Beispiele mit dem Prädikat „sanierungsbedürftig“. 2020 fiel daher der Startschuss einer umfangreichen Sanierung der beiden Rathaustürme sowie des Publikumsgebäudes.
Das bereits in der 5. Familiengeneration geführte Unternehmen Lange Gerüstbau aus Dorsten erhielt den Auftrag zur Einrüstung der beiden 35 und 43 Meter hohen Rathaustürme. Für dieses Projekt schickte die Firma Lange vier ihrer Gerüstmonteure nach Marl, um die benötigten Gerüste in zwei Etappen von sechs beziehungsweise zehn Wochen zu montieren. Rund 3.700m² Material des Modulgerüstsystems RINGSCAFF des Hagener Herstellers Scafom-rux wurden dabei für die Einrüstung der Fassadenfläche, der Betonflächen des Gebäudekerns sowie der Deckenuntersicht im untersten Geschoss verbaut. Für den vertikalen Materialtransport kam ein GEDA ZZP 1500 Aufzug zum Einsatz. Mit einem Mobilkran wurden die Stahlträger, die vor allem in den Gerüsten im Bereich der Sheddächer verbaut wurden, zu ihrem Bestimmungsort gebracht.
Fast schon selbstverständlich fordert ein außergewöhnliches Gebäude wie das Marler Rathaus auch außergewöhnliche Gerüstlösungen. Vor allem die Verankerung der Gerüste bot eine besondere Herausforderung. Denn diese war nur in den Betondecken möglich und musste zunächst durch doppelwandige Blechverkleidungen und Dämmung befestigt werden. Auch Auskragungen im Dachbereich sowie die Gerüstgründungen teilweise bis in die untersten Kellergeschosse stellten spezielle Anforderungen an die Planung der benötigten Gerüste. Hier machte sich die Flexibilität des RINGSCAFF Modulgerüsts bezahlt, das sich gut an die Fassade und die auskragenden Hängestangen anpassen ließ.
Nach nun rund drei Jahren Projektdauer sollen im August 2023 die ersten Gerüste zurückgebaut werden. Das Sanierungsprojekt geht dann in die nächste Phase und soll laut der Stadt Marl voraussichtlich im April 2026 abgeschlossen sein.
Neben der Vermietung von Arbeitsbühnen und Systemgerüstmaterial stehen auch die professionelle Montage und Demontage von Gerüsten sowie Logistik- und Transportlösungen auf dem Programm der 55 Mitarbeiter starken Lange Gerüstbau GmbH. „Vom Einfamilienhaus bis zur Industrieanlage rüsten wir alles ein, NRW weit.“, so Geschäftsführer Johannes Lange.