von Frederike Berg
DER GERÜSTBAUER im Gespräch mit Stephan Winterhoff, Verantwortlicher bei Scafom-rux für die Geschäfte der RUX Rental GmbH
DER GERÜSTBAUER: Die RUX Rental GmbH hat sich am Markt als Vermieter für Gerüstmaterial etabliert. Ist das nicht das Business Ihrer Kunden?
Stephan Winterhoff: Die RUX Rental GmbH ist eine eigenständige Gesellschaft, die sich tatsächlich mit der Vermietung von Gerüstmaterial befasst. Der Gerüstbauer ist dabei unser Kunde, nicht unser Wettbewerber. Was den Gerüstbauer und uns eint ist, dass wir bei dem gleichen Hersteller, der Scafom-rux-Gruppe, einkaufen. Und das ist auch gut so.
DER GERÜSTBAUER: Warum?
Stephan Winterhoff: Weil die RUX Rental GmbH mit ihrem adäquaten Materialpool eine nutzbare und nützliche Ergänzung zum Materialbestand des Scafom-rux-Kunden darstellt.
DER GERÜSTBAUER: Das bedeutet, dass nur Scafom-rux-Kunden bei Ihnen mieten?
Stephan Winterhoff: Bekanntlich ist die Scafom-rux-Gruppe ein Lieferant für die verschiedensten zugelassenen Gerüstsysteme. Die Anwender aller Systeme können bei uns Ergänzungsmaterial hinzu mieten.
DER GERÜSTBAUER: Haben Sie denn alle marktüblichen Systeme in der Vermietung verfügbar?
Stephan Winterhoff: Fast. Es gibt natürlich auch Systeme, die wir nicht vermieten, aber das betrifft dann solche, die deren Hersteller selbst vermieten, weil sie für sich selbst die Projekte für Schalung und/oder Gerüst an Land ziehen. Hier könnte man den Verdacht, der Ihrer Anfangsfrage zugrunde liegt, zu Recht äußern.
DER GERÜSTBAUER: Um es richtig zu verstehen, nochmal die Frage, wieso Sie dasselbe tun wie der Gerüstbauer, nämlich Material zu vermieten?
Stephan Winterhoff: Schauen Sie: Ein Gerüstbauer wird von Bauherren nach Gerüst inklusive der dazugehörigen Dienstleistung gefragt. Der erste Unterschied zwischen dem Gerüstbauer und uns besteht also schon mal darin, dass wir gar keine Aufbau-Dienstleistung anbieten, weshalb wir Bauherren gar nicht bedienen. Wenn bei solchen Projekten dann zum Beispiel Beläge fehlen, weil der Gerüstbauer alle seine Rahmen und Konsolen gleichzeitig in den Einsatz bringen muss, dann kann er diese für das Bauvorhaben, das vielleicht drei oder fünf Monate dauert, anmieten. Der Gerüstbauer darf sie gern auch bei der Scafomrux-Gruppe kaufen, na klar, aber wenn er nicht kaufen kann oder will, sind wir für ihn da. Wir sind auch für den Gerüstbauer da, wenn er für ein Bauvorhaben ein besonderes Bauteil benötigt, das er sonst eher nicht einsetzt. Oder wenn er zum Beispiel ein Planen- oder Kassettendach einsetzen muss, ein Beton-Ballast, Fluchttreppentürme oder große Überbrückungsträger braucht. Diese Bauteile muss nicht jeder Gerüstbauer vorhalten. Es hat auch nicht jeder Landwirt einen eigenen kostspieligen Mähdrescher.
DER GERÜSTBAUER: Für die Gerüstanwender gibt es heute doch hinreichend Möglichkeiten, mittels günstiger Mietkauf- oder Leasingoptionen Material zu erwerben. Warum wählen die Kunden dennoch den teureren Weg über die Kurzfristmiete?
Stephan Winterhoff: Weil die etwas teurere Kurzfristmiete am langen Ende doch die günstigere Variante sein kann. Wenn der Gerüstbauer ein Bauteil voraussichtlich nur für ein Bauvorhaben zum Einsatz bringen wird, macht der Kauf einfach keinen Sinn. Selbst wenn das Bauteil nach dem Einsatz durch die Einnahmen bezahlt wäre, nimmt es am Ende Lagerplatz weg, es muss registriert und inventarisiert sein, gegebenenfalls müssen Anstrengungen unternommen werden, um so ein exotisches Bauteil wieder zu vermarkten usw. Schlussendlich bleibt oft totes Kapital übrig. Wenn solche Gerüstbauteile – was wahrscheinlicher ist – nicht nach einem einzigen Bauvorhaben bezahlt sind, noch dazu finanziert worden sind, laufen das ganze Jahr lang Kosten für Ausnahmebauteile auf, die man in der Nebensaison überhaupt nicht gebrauchen kann. Die Kurzfristmietraten hingegen werden unmittelbar über das Projekt abgefrühstückt.
DER GERÜSTBAUER: Vermieten Sie nur einzelne Sonderbauteile oder kann man von der Spindel bis zum Dachfang das komplette Gerüst für ein Bauvorhaben bekommen?
Stephan Winterhoff: Beides ist möglich. Es kommt vor, dass ein Gerüstbauer für seinen Stammkunden zehn Gerüste gestellt hat und für das elfte Gerüst kein Material mehr hat. Bevor der Gerüstbauer diesen Kunden dem nächsten Mitbewerber überlässt, tut er gut daran, dieses Material irgendwoher zu bekommen. Natürlich helfen die Gerüstbauer sich auch untereinander mit Material, aber wenn in der Saison jeder Gerüstbauer ausgelastet ist, schlägt die Stunde der RUX Rental GmbH. Für den Gerüstbauer ist wichtig, dass er 70 bis 80 % des Materials für seine Aufträge aus eigenem Bestand nehmen kann, 20 bis 30 % zusätzliche Kurzfristmiete ist dann eine gesunde Mischung. Was wir nicht unterstützen, ist, Neugründer mit Mietmaterial zu versorgen. Das rechnet sich nicht. Man mietet ja auch keine Autos bei einer Autovermietung, um eine Autovermietung zu eröffnen. Für Neugründer gibt es verkaufsseitig andere Optionen im Finanzierungsbaukasten.
DER GERÜSTBAUER: In diesen Tagen erleben wir extreme Preis-Verwerfungen am Rohstoffmarkt. Wie spiegeln sich die Preiserhöhungen in den Mietraten wider?
Stephan Winterhoff: Genau wie der Gerüstbauer muss die RUX Rental GmbH die Teuerungszuschläge des Herstellers bezahlen. Diese Teuerungszuschläge sind ja kein Spielgeld, um eine Margenverbesserung der Hersteller zu sichern oder gar zu erzeugen, sondern ein Beitrag, um die extreme Margenverschlechterung etwas aufzuhalten. Bereits jetzt produzieren nach meiner Einschätzung alle Hersteller trotz Teuerungszuschlägen nur noch mit einer Minimalmarge. Insofern kann die RUX Rental GmbH sich mit dem Gerüstbauer freuen, dass sie nach wie vor relativ günstig Gerüstmaterial einkaufen können. In der Mischkalkulation mit dem, was bereits an Mietmaterial vorhanden ist, ist die RUX Rental GmbH noch nicht gezwungen, an der Preisschraube zu drehen oder gar einen Teuerungszuschlag einzuführen. Wir orientieren uns für die Vermietungspreise am Listenpreis des Herstellers Scafom-rux, der derzeit noch auf dem Niveau von 2018 verharrt.
DER GERÜSTBAUER: Mit anderen Worten: Ihre Kurzfristmietraten werden im Verhältnis zu den Anschaffungspreisen für den Gerüstbauer attraktiver?
Stephan Winterhoff: Ja, so kann man das sagen. Wer auf nachhaltig fallende Rohstoffpreise setzt – und wir hoffen alle, dass sich diese Preisentwicklung absehbar auf einem niedrigeren Niveau als heute einpendeln wird – ist hinsichtlich der Anmietung von Gerüstmaterial bei uns genau richtig. Dennoch hat der Kauf von Material auch in diesen Tagen noch seinen Platz. Man beachte die 80:20-Regel. Wenn das Gerüst mal etwas teurer ist, muss der Gerüstbauer es vielleicht ein Bauvorhaben öfter aufstellen, um es abzubezahlen, als bisher. Aber das geben die langlebigen Gerüste problemlos her.
DER GERÜSTBAUER: Wir bedanken uns für das Gespräch.
(Quelle: DER GERÜSTBAUER 04.2021, S. 24f)
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